Zeitschrift der Frankfurter Oper, Ausgabe Mai/Juni/Juli 2003 | ||
Premiere Tristan und Isolde | ||
John Treleaven wurde in Cornwall geboren. Er studierte am College of Music in London bei William Lloyd Webber, am London Opera Centre Covent Garden und bei Maestro Campanino in Neapel. Seine ersten Auftritte erfolgten am Royal Opera House Covent Garden und an der English National Opera in London sowie an der Welsh National Opera in Cardiff. Danach führten ihn Gastspiele an viele große Opernhäuser und zu weiteren internationalen Festivals. 1991 gab John Treleaven mit Peter Grimes sein Deutschland-Debüt am Nationaltheater Mannheim und ist seither ständiger Gast an vielen deutschen Opernhäusern. In den letzten Jahren ist der Sänger vor allem im deutschen jugendlichen Heldenfach gefragt, u.a. als Siegmund in Wagners Die Walküre, in der Titelpartie in Siegfried sowie als Tristan in Tristan und Isolde. Daneben gastierte er auch als Bacchus in Strauss' Ariadne auf Naxos. Überdies zählen zu seinem Repertoire Partien wie Max in Webers Der Freischütz, Stolzing in Wagners Die Meistersinger von Nürnberg sowie Hermann in Tschaikowskys Pique Dame. Bacchus sang er an der Staatsoper Hannover, gefolgt von der Titelrolle in Wagners Lohengrin in Basel. Mit dieser Partie debütierte er 2000 an der Wiener Staatsoper. Im April 2000 verkörperte er seinen ersten Siegfried in der Götterdämmerung, gefolgt von Tristan am Staats- theater Karlsruhe. Wagners Stolzing sang er 2002 während der Münchener Opernfestspiele an der Bayerischen Staatsoper, gefolgt von Tristan am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Seine Zukunftspläne führen den Tenor als Siegfried an die Chicago Lyric Opera und erneut nach Barcelona. An der Oper Frankfurt sang Treleaven 1999 Canio in Leoncavallos I Pagliacci, gefolgt von Auftritten als Peter Grimes. | ||
Wie hat sich Ihre darstellerische Haltung zur Partie der Isolde/des Tristan, lhr Tristan / lsolde Bild entwickelt? F. G.: Selbstverständlich hat man diesbezüglich von Anfang an bestimmte Vorstellungen. Als Teil der Vorbereitung auf die Partie hört man sich verschiedene Interpretationen und Aufnahmen von anderen Sängerinnen an und liest dazu Hintergrundinformationen. Auch wenn ich viele konkrete Ideen habe, versuche ich nie, zu starr mit meiner eigenen Interpretation umzugehen. Der Austausch von Ideen und die künstlerische Zusammenarbeit (sowohl musikalischer als auch szenischer Art) bei den Proben sollten, idealerweise, inspirierend und lehrreich sein. Manchmal muss man eben ein Risiko eingehen, um Neues und Spannendes zu entdecken. J.T.: Die Partie des Tristan bedeutet für mich Freude und gleichzeitig eine enorme Herausforderung. Die musikalische und szenische Darstellung der Figur gehört zu den wichtigsten Erfahrungen überhaupt, die ein Tenor je machen kann. Diese besondere Spannung und ein tiefes Verantwortungsgefühl prägt zwangsläufig jede | einzelne Vorstellung. In der gesamten Opernliteratur dürfte es wohl kaum eine andere Partie geben, die dem Sänger eine ähnlich breite Palette menschlicher Gefühle bietet wie diese. Was bedeutet für Sie Tristan als Partner/Isolde als Partnerin im Verlauf einer Vorstellung? F. G.: Isolde verbringt drei Viertel ihrer Partie mit Tristan auf der Bühne. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die beiden den ganzen Abend damit verbringen, einander zu finden, aber sie schaffen es nie wirklich... Der Kampf um diese Ebene verleiht der Oper Elektrizität, Triebkraft und eine unglaubliche Spannung. Das Verhältnis von Tristan und Isolde ist so nah an einer realen Partnerschaft, wie man es nur auf der Bühne darzustellen vermag. Eine Partnerschaft mit allen Höhen und Tiefen, Missverständnissen und Kämpfen, aber auch mit all ihrem Glück und ihrer Leidenschaft. Tristan und Isolde versuchen verzweifelt, "Eins" zu werden, aber allen Versuchen zum Trotz bleiben sie zwei Individuen. Man kann sich keinen besseren Partner als John Treleaven als Tristan wünschen. Wir haben schon die Götterdämmerung gemeinsam gesungen, und wir | freuen uns auf die Frankfurter Neuinszenierung von Tristan und lsolde sehr. J.T.: Zwei - von der englischen Kirche ausgehende Hochzeitsversprechen besagen, dass sich das Paar bis zum Tod in Krankheit wie in Gesundheit gegenseitig unterstützen soll. Bei einer Tristan-Vorstellung vergehen - von meiner Ankunft im Theater bis der Vorhang fällt - ungefähr acht Stunden. Jedes Mal bewegen wir uns in einem "Kosmos" von Wagners "Handlung". Keiner von uns, weder ich noch "meine" lsolde, kann mit Sicherheit sagen, wie wir uns währenddessen fühlen werden. Ähnlich wie in einer (guten) Ehe müssen wir beide auf der Bühne zusammenhalten, bis uns der (Bühnen-)Tod scheidet... Im übertragenen Sinne gelten also die englischen Hochzeitsversprechungen auch für die beiden Titelhelden, immer und überall. Lassen Sie mich abschließend sagen, dass ich aufgeregt und froh bin, neben Frances Ginzer der Frankfurter Neuinszenierung arbeiten zu dürfen. Wir haben kürzlich zusammengearbeitet und ich schätze sie sowohl als Mensch als auch Künstlerin sehr hoch. Zsolt Horpácsy |