"Ich bin als Theaterkind vorbelastet" Alik Abdukayumov singt ab Samstag in der Grazer Oper den Titelhelden in Mozarts "Le nozze di Figaro". Aufhorchen ließ er hier bereits als Kothner in Wagners "Meistersingern". Foto © David Bauer Singen Sie Mozarts Figaro jetzt in Graz erstmals in italienischer Sprache? ALIK ABDUKAYUMOV: Die Partie ist nicht neu für mich, ich konnte sie schon in Taschkent in Russisch singen, alternierend mit Rossinis Figaro im "Barbiere di Siviglia". Man berichtet, dass in Taschkent das hierzulande modische Regietheater noch nicht grassiert? ABDUKAYUMOV: Das ist richtig. Hier habe ich bei den Proben so viel gelernt, worauf bei uns zu Hause nicht so viel Wert gelegt wird. Aber bei Josef E. Köpplingers Inszenierung werden Sie das Stück wiedererkennen. Dass Figaro gegen seinen Dienstherren, den Grafen, revoltiert, ist ein Schwerpunkt des Konzepts. Mit ihm widersetzen sich aber auch die Gräfin, Cherubino, Marcellina, Barbarina und Doktor Bartolo. Die Liebesgeschichte bleibt aber Mittelpunkt? ABDUKAYUMOV: Ja, Köpplinger konzentriert sich darauf, das Revolutionäre kommt eindeutig durch die Positionen, die wir beziehen, durch die Mimik und Gestik heraus. Es wird heftig, lustig, geil, aber nie obszön oder flach. Wie kommt man im exotischen Usbekistan zur mitteleuropäischen Kunstgattung der Oper? ABDUKAYUMOV: Ich bin erblich vorbelastet und als Theaterkind aufgewachsen. Eine Großmutter und eine Großtante waren Opernsängerinnen, ein Großvater Dirigent, mein Vater spielt Klavier. So bin ich praktisch zwischen Garderoben und Hinterbühne aufgewachsen. Sie kamen trotzdem unvorbereitet zu Ihrem Opernstart? ABDUKAYUMOV: Als wir Musikstudenten zu einem Test in der Oper antraten - ich selber war noch gar nicht wirklich vorbereitet -, hat man für die Hochschulaufführung des "Rigoletto" einen Marullo gebraucht. Meine Lehrerin sagte: "Der Junge da kann das." Und so wurde ich Opernsänger, obwohl ich eigentlich als promovierter Germanist eine andere Karriere machen sollte. Nach Graz werde ich auch in Stuttgart den Figaro singen. Dann in Linz den Sharpless. Nächste Spielzeit in Graz dann den Leporello. In nächster Nähe von Usbekistan herrscht in Afghanistan Krieg? ABDUKAYUMOV: Gottlob ist das 150 Kilometer weit weg. Ich habe Zivildienst als Sanitäter geleistet. INTERVIEW: HANSJÖRG SPIES |